Heute stand mal wieder eine Langstrecke auf dem Programm. Von Tölz über Wackersberg und die Waldherrennalm auf den Zwiesel, dann am Stallauer Eck vorbei über Bad Heilbrunn und Reindlschmiede zurück nach Königsdorf.
Beim Aufstehen habe ich das Gefühl, dass Ruhe geben heute eigentlich besser wäre. Immerhin bin ich die letzten sieben Tage zweieinhalb mal mit dem Rad in die Arbeit gefahren, was rund 125 km Radlstrecke bedeutet, und zweimal kürzere Strecken mit insgesamt 15 km gelaufen.
Mein Sportler-Schweinehund lässt sich jedoch nur schwer zähmen, und so schnüre ich doch um kurz vor zehn Uhr in Tölz an der Isarbrücke der Umgehungsstraße die Laufschuhe und lege los. Die Route habe ich grob im Kopf, es müssten so um die 30 Kilometer werden….
Zuerst geht es am Spielhahnjäger-Denkmal (interessant, dass es das an unrühmliche Zeiten erinnernde Ding immer noch gibt) hinauf nach Wackersberg. Hat es in Tölz unten noch ein wenig genebelt, herrscht hier oben schon knallige Sonne. Ich nehme die Idealroute über die Felder hinüber zum Wanderparkplatz an der Waldherrenalm, wo schon einiges los ist. Schwer bepackte Wanderer schultern die Rucksäcke, sogar zwei Skitourengeher sind zu sehen! Kurz überlege ich, ob ich Heiglkopf und Blomberg auch “mitnehmen” soll, entscheide mich dann aber gegen den Slalom durch vermeintliche Menschenmassen und für die einsamere, flachere und damit lauf-freundlichere Strecke über die Nigglalm und den Zwiesel-Aufstieg von Süden.
Ein bisschen machen sich die Kilometer der vergangenen Woche bemerkbar, und ich komme an den mitunter steilen Rampen des Fahrwegs ganz schön in’s Schnaufen und jage den Puls einmal bis knapp über die 190er-Marke. Der Inversionswetterlage sei Dank ist es hier oben auf knapp 1000 Metern auch schon recht warm, und so läuft die Soße so richtig ordentlich.
Zum Glück habe ich meine nagelneue inov-8 Ultra Race Vest und damit auch 2x500ml zu Trinken dabei. Nach einem kurzen Trinkpäuschen geht es weiter an der Lehenbauernalm vorbei zu den steilsten Abschnitten des Forstwegs, die zudem noch durch Waldarbeiten ganz ordentlich in Mitleidenschaft gezogen wurden und nach einer behutsamen Fußarbeit verlangen. Ich lasse mich jedoch nicht unterkriegen und laufe alles durch, erst direkt unterhalb des Zwiesels, an der Querung hinüber zur Schnaiteralm, geht mir im schlüpfrigen Schnee die Luft aus und ich gehe ein paar Meter…
Kurz unterhalb des Gipfels mache ich (an einem windgeschützten Plätzchen) eine kleine Pause, genieße den Blick in den diesigen Isarwinkel und begebe mich bald schon auf den “Ablauf” Richtung Stallauer Kopf und Stallauer Eck. Der Winter ist hier oben noch voll präsent, in den kaum sonnenbeschienenen Abschnitten am Nordrücken des Stallauer Kopfes treffe ich auf eisig-verschneite Wurzeln und Löcher und muss aufpassen, dass ich keinen Mist baue und mir die Haxn verknackse. Zügig geht es hinab, westlich des Stallauer Ecks vorbei und über die schlammigen Wurzelkehren immer tiefer bis nach Bad Heilbrunn. Über den “Lindenhügel” erreiche ich das sonntäglich verschlafene Kurörtchen, suche nach der Ideallinie Richtung Schönau und lande glatt auf einer Kuhweide (ohne Kühe), die ich jedoch bald wieder auf dem richtigen Weg verlasse. Nun, nach rund 17 Kilometer Laufstrecke, melden sich meine Muskeln zu Wort. Bloß nicht zu ehrgeizig sein und zu schnell laufen wollen, das könnte heute nach hinten losgehen! Zudem weht ein fieser Ostwind, der Energie raubt.
Immerhin laufe ich durch schönstes Voralpenland und die Sonne lacht – was will ich also mehr?! Von Schönau geht es über einen angenehmen Fahrweg hinüber zur Reindlschmiede, wo ich auf die heute stark vom Ausflugsverkehr frequentierte B11 treffe. Um nun auf dem kürzesten Weg nach Hause zu kommen, müsste ich die Bundestraße entlanglaufen, was keine ernstzunehmende Option ist. 😉 So oder so muss ich bis Letten grob dem Verlauf der B11 folgen, denn vorher gibt es keine laufbare Alternative. Also schlage ich mich zunächst in den Straßengraben, laufe dann über freies Wiesengelände und komme dann auf die mehr oder weniger schlaue Idee, mich südwestlich des Großen Karpfsees (eigentlich müsste er aufgrund zunehmender Verlandung inzwischen Kleiner Karpfsee heißen) Richtung Gut Karpfsee durch’s Unterholz zu schlagen. Leider wird das eine recht sumpfige Angelegenheit, die mit Laufen nicht mehr so viel zu tun hat….aber was tut man nicht alles, um seine Heimat mal so richtig kennenzulernen!
Oben am Gut Karpfsee wird fleißig gebaut – als Teil der Stiftung Nantesbuch wird das Gut aufwändig saniert und ist – zumindest heute – nicht mehr wiederzuerkennen. Spannend, was die millionenschwere Stiftung daraus machen wird. Langsam geht es mit meinen Beinen etwas “zach”, und so setze ich mir Etappenziele. Abzweigung unterhalb Nantesbuch: abgehakt; Abzweigung Weg nach Schönrain: abgehakt; Einmündung Weg von Höfen: abgehakt; Mooseurach Stall: abgehakt. Langsam aber sicher schält sich eine Distanz so um die 30 Kilometer heraus, und voller Glück überquere ich gut einen Kilometer vor der Homebase den wackeligen Steg über den Mühlbach – Königsdorf in Sicht!
Nach mehr als dreieinviertel Stunden und exakt 29 Kilometern komme ich schließlich reichlich geplättet zu Hause an und schlage mir erstmal gepflegt das Bäuchlein voll…der Lauf kam mir deutlich härter vor als der 34er auf den Zwiesel vor drei Wochen, ja sogar härter als meine Demeljoch-Belaufung im Dezember. Es lag wohl an der Kälte und an viel zu wenig Flüssigkeitsinput in den Stunden vor dem Lauf – beim nächsten Mal wieder mehr dran denken….
Gelaufen mit: Salomon Speedcross 3